11.03.2024
"Kirche ist bunt, unsere Gesellschaft, unsere Welt ist bunt"
Rede von Superintendentin Sobottka-Wermke am 15. Februar 2024 in Naumburg
Nie wieder ist jetzt – oder auch:
Für Herz statt Hetze sind wir hier versammelt, liebe Bürger_innen der Stadt Naumburg und mancher umliegender Dörfer.
Ich habe uns bewusst mit der Gender – Lücke angesprochen. Als demokratisch gesinnte, viele auch christlich geprägte Bürger_innen sind wir offen für Menschen jeglichen Geschlechts und diverser Prägung. Ja, das hat eine Weile gedauert, sage ich mit Bedauern für meine Kirche. Aber wir haben sehen gelernt: Menschen sind ganz vielfältig von Gott geschaffen zu seinem Ebenbild.
Manche mögen sich fragen, warum ich damit anfange; aber die Genderfrage gehört – wie auch die Ausländerfreundlichkeit und die Toleranz gegenüber anderen Religionen – zur freiheitlichen Grundordnung, die es zu schützen gilt. Das hat der gewaltsame Übergriff von Rechtsradikalen im Weißenfels bei der Christopher-Streetday-Parade gezeigt.
Wir weisen deshalb rechtsextreme Missachtung und Diskriminierung von Homosexuellen und anders geprägten Menschen entschieden zurück. Wir verstehen und akzeptieren längst: Es gibt so vielfältige Lebensformen, wie Farben des Regenbogens. Das Wichtigste ist, dass das Miteinander von Liebe, von Zuverlässigkeit, von gegenseitiger Verantwortung geprägt ist.
Deswegen stehen wir für ein tolerantes, von Wertschätzung geprägtes Zusammenleben ein: in Kindergärten, in Schulen, in der Freizeitarbeit, in Pflegeeinrichtungen ein, da, wo wir besonders Verantwortung tragen. Und, hier, wo wir die christlichen Werte öffentlich sagen können – Gott sei Dank.
Kirche ist bunt, unsere Gesellschaft, unsere Welt ist bunt. Wir sind verbunden und verflochten, viel enger, als uns vielleicht manchmal klar ist. Deswegen stehen wir auch in Mitverantwortung für die fernen Nächsten. Und wenn sie hier in unserem Land aus nachvollziehbaren Gründen eine Bleibe gefunden haben, einen dem Recht entsprechenden Aufenthalt, dann gilt das Asylrecht uneingeschränkt. Asyl ist ein altes, ein biblisches Recht.
So soll und muss es auch für Menschen mit Migrationshintergrund bleiben. Wir weisen entschieden die rassistisch vergifteten Ideen und Vorstellungen von „Remigration“ zurück. Das Recht auf Asyl und die Bürgerrechte von Menschen mit Migrationshintergrund muss geschützt bleiben. Es gilt auch für uns hier in Naumburg: Vielfalt macht uns stark.
Ingrid Sobottka-Wermke, Superintendentin des KK Naumburg-Zeitz, am 15.2.2024 auf der Kundgebung, organisiert von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Naumburg