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Orientierungshilfe und Materialien

Ein Überblick über die Konfessionen der Ukraine

von KRin Charlotte Weber, Erfurt (Stand 11.04.2022)

Immer mehr Kirchengemeinden in der EKM betreuen geflüchtete Menschen aus der Ukraine oder kümmern sich um Menschen, die in Einrichtungen und Wohnungen der Stadt oder des Landkreises leben. Neben den Fragen nach der Grundversorgung, nach der Unterstützung bei Behördengängen oder Angeboten für Kinder stellt sich auch die Frage, wie für die geistlichen Bedürfnisse der Menschen gesorgt werden kann, wo sie spirituelle Heimat finden können.

Ökumene hat in der Ukraine einen anderen Stellenwert als in Deutschland und der Umgang mit anderen Konfessionen ist möglicherweise weniger vertraut. Daher ist bei allen Angeboten zu geistlicher Gemeinschaft abzuwägen, dass nicht der Eindruck einer Vereinnahmung oder Abwerbung geschieht. Auch freundliche Angebote können Irritationen auslösen. Deshalb sollte ein erster Schritt sein, Menschen auf die Angebote ihrer eigenen kirchlichen Tradition hinzuweisen und möglicherweise Kontakte herzustellen.

Die Ukrainer:innen gehören mehrheitlich dem orthodoxen Christentum an, dass in der Ukraine in zwei Kirchen gelebt wird, die bis jetzt nicht in Gemeinschaft miteinander sind. Einerseits gibt es die unabhängige, (in der Sprache der Orthodoxie:) Autokephale Kirche der Ukraine (OKU), der die Mehrheit der orthodoxen Gläubigen angehört. Diese stand dem Staat und der Kirche Russlands kritisch gegenüber. Andererseits gibt es die ebenfalls starke Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), die dem Moskauer Patriarchat untersteht., diese betont die Einheit der zwei Völker, hat aber die russische Invasion (in deutlichem Unterschied zum Patriarchen in Moskau) scharf verurteilt.

a) In Deutschland würden Menschen, die der Autokephalen Kirche der Ukraine (OKU) angehören, sich orthodoxen Gemeinden zuwenden, die in Gemeinschaft mit dem Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel stehen – z.B. der griechisch-orthodoxen Metropolie. Leider sind auf dem Gebiet der EKM keine solchen Gemeinden angesiedelt.

b) Menschen, die der Ukrainischen Orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchat angehören, finden in den Gemeinden der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche, die es in Weimar, Halle und Magdeburg gibt, einen Gottesdienst und Geistliche ihrer Kirche. Diese Kirche versteht sich jeher als multi-ethnisch und will Menschen orthodoxen Glaubens aus verschiedenen Nationen geistliche Heimat bieten und politischen Themen keinen Raum geben.

Darüber hinaus gibt es eine kleine Ukrainische orthodoxe Kirche Kiewer Patriarchats, die weder vom Moskauer Patriarchat noch vom Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel anerkannt ist.

Für viele orthodoxe Gläubige ist es sehr wichtig, in einer kanonisch anerkannten Gemeinde mit einem kanonisch anerkannten Geistlichen Gottesdienst zu feiern. Daher ist es sehr wichtig, transparent zu machen, zu welchem Patriarchat sich die jeweilige Gemeinde zugehörig fühlt – die Frage ist dabei: Moskau oder Konstantinopel – wenn man gottesdienstliche Angebote vermittelt.

c) Eine weitere Kirche in der Ukraine ist die kleinere griechisch-katholische Kirche, die nach ostkirchlichem Ritus Gottesdienst feiert, aber mit der Kirche in Rom und dem Papst als Oberhaupt verbunden ist und damit nicht als orthodoxe Kirche eingeordnet werden kann. Hier gibt es Gemeinden, der Apostolischen Exarchie für katholische Ukrainer des byzantinischen Ritus angehören, in Erfurt, Magdeburg und Halle.

Außerdem gibt es natürlich auch Ukrainer:innen der verschiedenen evangelischen Konfessionen und jüdischen oder muslimischen Glaubens.

Mit Bezug auf das bevorstehende Osterfest ist der Hinweis wichtig, das orthodoxe Christ:innen Ostern in diesem Jahr eine Woche nach dem westlichen Osterfest, also am 24. April, feiern. Das römisch-katholische und evangelische Osterfest fällt also für sie in eine Zeit strengen Fastens. Um ein Signal der Verbundenheit auszustrahlen, könnte man ihnen aber Osterkerzen oder Ostereier schenken, die in der Ukraine sehr beliebt sind.

Liste von Gemeinden in der EKM und im Umfeld

Osterfeiern

Das Konfessionskundlichen Instituts in Bensheim hat ebenfalls Informationen zu den Orthodoxen Kirchen in der Ukraine und das orthodoxe Osterfest zusammengestellt. In diesem Text gibt es auch einen Vorschlag, wie man das orthodoxe Osterfest am 24.4. im ökumenischem Geist gemeinsam feiern kann, wenn ein orthodoxer Gottesdienst nicht erreicht werden kann und wenn dies von den orthodoxen Gästen gewünscht wird.

Abrufbar ist das Material des Konfessionskundlichen Instituts unter: https://konfessionskundliches-institut.de/allgemein/ostern-gemeinsam-mit-orthodoxen-gefluechteten-aus-der-ukraine-feiern/.

Ostergrüße an orthodoxe Christ*innen

Für Kirchengemeinden, die sich um ukrainische Geflüchtete kümmern, wird über den folgenden Link Postkarten zur Verfügung gestellt, mit denen gläubige Orthodoxe und andere Christ*innen zum Osterfest gegrüßt werden können.

https://konfessionskundliches-institut.de/allgemein/ein-ostergruss-an-ukrainische-gefluechtete/