02.03.2022
Krieg in der Ukraine: Europaweites Glockenläuten geplant
Die Europäische Vereinigung der Dombau-, Münsterbau- und Bauhüttenmeister ruft dazu auf, am Donnerstag, 3. März, 7 Minuten lang zu läuten.
"Wir, die Gemeinschaft der Bauverantwortlichen der großen Kathedral- und Domkirchen Europas von Norwegen bis Malta und von Spanien bis in die Ukraine, möchten zum Krieg in der Ukraine nicht schweigen", heißt es in einer Erklärung der Vereinigung.
Europa brenne. Deshalb rufe man die Kirchen in Europa dazu auf, am 3. März, eine Woche nach Kriegsbeginn in der Ukraine, um 12 Uhr für sieben Minuten die Glocken zu läuten - "jede Minute für einen Tag dieses unsinnigen Krieges."
Die Vereinigten Domstifter beteiligen sich an europaweitem Glockenläuten
Am Donnerstag, den 3.3. um 12 Uhr, werden im Naumburger Dom und im Merseburger Dom 7 Minuten lang die Glocken läuten.
Parallel zum Glockenläuten wird es in der Marienkirche am Naumburger Dom ein stilles Gebet geben: Domprediger Michael Bartsch lädt dazu ein, 12 Uhr in der Marienkirche, das Friedensgebet von Coventry zu beten: „Wir sind in Gedanken verbunden mit allen Kathedralen Europas und hoffen, alle Vertretungen der Domkirchen bald wieder wohlbehalten und in Frieden treffen zu können.“
Auch im Merseburger Dom werden die Glocken Benedicta, Clinsa und Friede läuten und Domprediger Bernhard Halver wird um 12 Uhr das Friedensgebet von Coventry halten.
In der Michaeliskirche in Zeitz werden auch mittags die Glocken für den Frieden läuten. Hier findet das Friedensgebet am Sonntag um 18 Uhr statt.
„Es steht außer Frage, dass wir uns an dem Glockenläuten beteiligen, wir waren schockiert von der Nachricht, als der Krieg in der Ukraine begann und denken an alle Menschen, die davon betroffen sind und natürlich hoffen wir auf ein baldiges Ende dieses sinnlosen Krieges und auf Frieden in Europa“, sagt der Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter, Dr. Holger Kunde, zu der Aktion.
Gebet für Frieden und Versöhnung
Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes,
den sie bei Gott haben sollten. Darum beten wir:
Den Haß, der Rasse von Rasse trennt,
Volk von Volk, Klasse von Klasse:
Vater, vergib!
Das habsüchtige Streben der Menschen und Völker,
zu besitzen, was nicht ihr eigen ist:
Vater, vergib!
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen
ausnutzt und die Erde verwüstet:
Vater, vergib!
Unseren Neid auf das Wohlergehen
und Glück der anderen:
Vater, vergib!
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der
Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge:
Vater, vergib!
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt
und an Leib und Seele missbraucht:
Vater, vergib!
Den Hochmut, der uns verleitet,
auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott:
Vater, vergib!
Seid untereinander freundlich, herzlich
und vergebt einer dem anderen,
gleichwie Gott euch vergeben hat in Christus.
Amen
Versöhnungsgebet von Coventry
Nach der Zerstörung der Kathedrale von Coventry (England) am 14./15. November 1940 durch deutsche Bombenangriffe ließ der damalige Dompropst Richard Howard die Worte »FATHER FORGIVE« an die Chorwand der Ruine anbringen.
Diese Worte bilden den Kern des Versöhnungsgebetes von Coventry, das die weltweite Aufgabe der Christen beschreibt. Das Gebet wurde 1959 formuliert und wird seitdem in Coventry gebetet.
Übersetzungen sind auch in einigen Regionalausgaben des Evangelischen Gesangbuches und im Liederbuch des Kirchentages 2011 abgedruckt. Auf dem Altar der Kathedrale steht ein Nagelkreuz der Anfangszeit. Es wurde aus Zimmermannsnägeln zusammengefügt, welche die Balken der mittelalterlichen Kathedralendecke zusammengehalten hatten.
Aus den Überresten der Zerstörung wurde so ein Symbol geschaffen, das den Geist der Vergebung und des Neuanfangs zum Ausdruck bringt.
Das Nagelkreuz von Coventry steht heute als Zeichen der Versöhnung und des Friedens an vielen Orten der Welt. Unter diesem Kreuz stellen sich Menschen der Aufgabe, Gegensätze zu überbrücken und nach neuen Wegen in eine gemeinsame Zukunft zu suchen.