06.10.2020
Der Sehnsucht nach-gehen
Frauenpilgern von Naumburg nach Freyburg
Ein Bericht von Heide Aßmann (Evangelische Frauen in Mitteldeutschland)
Trotz Dauerregen standen am Samstagmorgen, den 26. September, neun Frauen am Naumburger Bahnhof. Sie alle wollten die Pilgertour nach Freyburg wagen. „Wer wirklich pilgern will, den schreckt der Regen nicht ab. Das Leben ist auch nicht nur Sonnenschein“, sagte eine Pilgerin aus Bad Kösen. Heike Lehmann von der Kirchengemeinde Naumburg hatte für jede Frau eine Pilgermuschel anfertigen lassen. Sie verteilte außerdem Regenumhänge, so dass alle geschützt vor dem Regen nach dem Reisesegen aufbrechen konnten.
Der Weg führte durch den Blütengrund, vorbei an regennassen Weinbergen und dem berühmten „Steinernen Album“, einer Sandstein-Terassenmauer mit Reliefbildern inmitten eines Weinbergs.
Die erste Station war die Kirche in Großjena. Beim Öffnen der Kirchentür spielte die Orgel „Lobe den Herren“. Eine der Pilgerinnen stimmte ein, andere setzten sich verteilt in der Kirche in eine Bank und lauschten. Als die Pilgerinnen ihre Sachen zum Trocknen ausbreiteten, kam die Orgelspielerin herunter und begrüßte die Frauen herzlich. Frau Krumov gehört dem Gemeindekirchenrat von Großjena an und hatten zusammen mit Herrn Vogt, ebenfalls vom Gemeindekirchenrat, die Kirche geöffnet. Heißer Tee stand bereit und nach einer Stärkung aus dem Pilgerrucksack feierten alle gemeinsam eine Andacht.
Der steile Aufstieg zur Neuenburg auf matschigem Weg wurde zur Herausforderung. Doch eine half der anderen und auf der Burg angekommen, erhielten die Frauen ihren Pilgerstempel ins Pilgerheft.
Die letzte Station auf dem Weg war die Marienkirche in Freyburg, eine offene Kirche, wo Menschen ein- und ausgingen. Sie bot nicht nur Schutz vor dem Regen, sondern einen Kirchenraum, in dem Kerzen brannten und leise Orgelmusik ertönte. Die Organistin, Frau Bertling, übte für den Sonntagsgottesdienst. Die Pilgerinnen fühlten sich willkommen und lauschten den Klängen. In Dreiergruppen saßen sie danach murmelnd in den Kirchenbänken und tauschten sich über ihre Sehnsucht und die Erfahrungen auf dem Weg aus.
Mit dem Zug ging es zurück nach Naumburg. Im Haus der Kirche, beim gemeinsamen Abendessen, meinte eine Pilgerin: „Allein wäre ich bei solchem Wetter nicht aufgebrochen.“ Und eine andere: „Dieser Tag ist ein Geschenk. Die Gemeinschaft beim Laufen tat mir gut.“ Alle wollen im nächsten Jahr wieder aufbrechen und laden andere Frauen dazu ein. Der Tag endete mit einem Abendgebet bei Kerzenschein in der Ägidienkapelle.
HINWEIS: Im nächsten Jahr findet wieder ein Frauenpilgern statt. Am 25. September 2021 beginnt der Weg in Zeitz und führt durch die Elsteraue.