04.03.2021
Der 3. Fastenbrief - Das Spiel mit dem "Nein"

Herzlich willkommen bei „Spielraum! 7 Wochen ohne Blockaden“

15 Und der König von Ägypten sprach zu den hebräischen Hebammen, von denen die eine Schifra hieß und die andere Pua: 16 Wenn ihr den hebräischen Frauen bei der Geburt helft, dann seht auf das Geschlecht. Wenn es ein Sohn ist, so tötet ihn; ist's aber eine Tochter, so lasst sie leben. 17 Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte, sondern ließen die Kinder leben. 18 Da rief der König von Ägypten die Hebammen und sprach zu ihnen: Warum tut ihr das, dass ihr die Kinder leben lasst? 19 Die Hebammen antworteten dem Pharao: Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen, denn sie sind kräftige Frauen. Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren. 20 Darum tat Gott den Hebammen Gutes.

(2. Mose 1,15-20)

Shifra und Pua, die zwei Hebammen, sind wirklich starke Frauen. Mutig setzen sie sich über den hasserfüllten, todbringenden Plan des Pharaos hinweg. Klug nutzen sie ihren Spielraum, dummerweise immer zu spät zu kommen. Gewitzt verteidigen sie sich: „Unsere hebräischen Frauen sind einfach lebenstüchtig, sie brauchen unsere Hilfe nicht!“ So werden sie nicht zu Erfüllungsgehilfen des Herrschers für seine Gewaltmaßnahmen gegen ihr Volk, das später einmal Israel heißen würde, sie lassen sich nicht aus Angst instrumentalisieren.

Ja, es braucht Mut zu widersprechen, wenn niederträchtige Reden geschwungen werden, denen, schneller als man denkt, hasserfülltes Handeln folgen kann. Es braucht Mut einzuschreiten und um Gottes Willen eine andere Farbe zu bekennen. Das hat unser Volk leidvoll und leidbringend in zwei Diktaturen erlebt. Wenn heute gegen Minderheiten gehetzt wird, braucht es immer noch, oder vielmehr schon wieder Mut, dazu nein zu sagen. Leichter wäre es wegzuhören, es einfach zu ignorieren. Aber dann wird der Raum für Gewalt größer. Einfach ist es nicht, verächtlichen Sprüchen und übler Hetze etwas entgegen zu stellen. Aber mit etwas Mut und dem Mutterwitz der Hebammen lässt sich vielleicht doch bei denen ein Fenster ihres Herzens öffnen für „die anderen“, gegen die sie sich angewöhnt haben zu polemisieren. Auch das Gegenüber braucht einen Spielraum, innezuhalten, seine Haltung zu überdenken, sich für den anderen, das Fremde zu öffnen. Das Spiel mit dem Nein braucht auch den Spielraum für ein Ja!

So wie bei den Hebammen mit ihren klingenden Namen: Shifra heißt Schönheit, Pua bedeutet Glanz. Das ist doch eine Botschaft: unsere Spielräume nutzen! Und damit Schönheit und Glanz ins Leben bringen, sich selbst und anderen. Dabei viel Erfolg und Gottes Segen!

Herzliche Grüße und bleiben Sie behütet!

Ihre

Ingrid Sobottka-Wermke, Superintendentin

 

Hier der Fastenbrief auch zum Herunterladen: Der 3. Fastenbrief - Das Spiel mit dem "Nein!"